© Fischer- und Schifferverein Klingenberg e.V.
Die Mainfähre
Nun ist ein Prahm noch kein gescheites Schiff, eher so ein
Ding wie die damalige Fähre von Klingenberg nach
Trennfurt, ein schwimmendes Gerät. Und um es zu nutzen
musste man wegen der gesprengten Brücke lästig lange
Wege von der Rathausstraße am Ufer entlang über die
Einladung zur Fähre und dann drüben den Buckel hoch und
zum Bahnhof laufen. Sonst hatte man da drüben in der
Türkei ja nichts zu suchen, höchstens, wenn man sich beim
Sepp Wechs fotografieren lassen wollte, pflichtgemäß
wegen Kommunion oder Hochzeit oder an Fasenacht zum
Matratzenball in der Trennfurter Turnhalle.
Schiffsromantik kam da nur zaghaft auf, wenn der
Konstanz-Heinrich, (Heinrich Ebert, Bergwerkstraße)
Fischer und städtischer Bademeister mit weißer
Schiffermütze, die Winde für die Gierseilsteuerung drehte,
die Zahnräder knurrten leise im Fett, die Rückfallpallen
klimperten munter auf ihren Pallrädern und es quietschte in
der Griffhülse. Die Seile schlugen noch aufgeregt ins Wasser
oder sprangen widerspenstig heraus, bis der Giernachen
endlich merkte, wo er sich diesmal hinwenden sollte. Die
Uferlandschaft machte einen horizontalen Schwenk und es
ging los, man spürte sogar eine zarte Beschleunigung. Das
Wasser tropfte noch etwas von den Seilen in das ruhige
Mainwasser und dann wurde es still, und das Ding ging am
langen Gierseil geführt in eine wundersame, aufgezwungene
Fahrt mit allem was als Schicksalsgemeinschaft gerade
drauf war. Gestört wurde die Stille nur durch den
Fahrscheinverkauf oder wenn die Bert mit fuhr und
unentwegt laut plapperte. Manchmal gluckerte das sonst
sanfte Wasser unwillig an dem eckigen Schiffskörper und
wenn es morgens sehr frisch war, kroch die feuchte
Mainkälte die Beine hoch und die Seele verkroch sich in die
Hoffnung, irgendwann bald mal anzukommen. Nach einer
Weile wurde man aus dem Träumen gerissen mit einem
schrecklichen Geknirsche, Geschabe und Gerumpele, wenn
die Landeklappe auf der flachen Steinrampe des anderen
Ufers auf fuhr. Und erst dann konnte der Tag fortfahren in
seinem unterbrochenen Lauf.