© Fischer- und Schifferverein Klingenberg e.V.
die sichere Führung zu geben, auch Feinarbeit an Flaggen,
an Motoren, an Pumpen, an der Petroleumlampe, am
Kohleherd, beim Bohnen schnippeln zu verrichten. Hände,
die eigentlich alle Handwerke auszuüben gelernt hatten,
Sägen, Hobeln, Feilen, Bohren, Schrauben, Schleifen,
Spleißen, Nieten, Streichen, Putzen, Nähen, Waschen,
Kochen. Alles muss man können auf einem Schiff.
„Schiffisch" nennt man die Art, wie sie sein mussten, diese
Hände.
Sonnenbrand und Hitze vertrugen diese Hände, die Schweiß
von der Stirn wischten, die sich verbrannten an
Lampenzylindern, an Auspuffrohren und an heißen, von
brennender Sonne aufgeheizten Eisen-teilen. Hände die aber
auch Kälte ertrugen im Wind im Regen im Schnee, im
eiskalten Wasser steif wurden und doch ein wichtige Arbeit
verrichten mussten zum Beispiel einen Dämmsel setzen
oder in Feinarbeit einen Leckbolzen ein-ziehen. Hände, die
sich in unverletzlicher Pflichterfüllung sich selbst verletzt
hatten, die geschlagen, gestoßen, geschnitten, verbrannt,
geschrammt, gequetscht worden waren.
Hände, die ihr Können und ihre Erfahrung überlegen weiter
geben konnten, auch wenn dabei vielleicht mal einem
lausigen Schiffsjungen deftig hinter die Ohren zu schlagen
war. Hände, die auf der Kirmes beim Tanzen vor
Verlegenheit ins Schwitzen gerieten. Hände, die - so
fränkisch sie auch erzogen waren - doch auch gelegentlich
zart an einer rheinischen Brustwarze knibbeln konnten.
Und anders als Hände von Land-menschen, die mit Steinen,
Holz, Erde, und Stallmist in Berührung kamen, waren diese
Hände immer und immer wieder nass geworden, nass von
Regen, Schnee, Main-, Rhein-, von Seewasser nass beim
Deckschrubben, beim Wurflein-schmeißen, an der
Ohringskette, mit dem Handöser, nass vom Reinigen der
Kühlwasserfilter, nass vom Tau-schwenken mit dem
Schöpfeimer, nass beim Farbewaschen, nass beim
Kartoffelschälen, beim Fischeputzen und beim Waschen der
Arbeitshosen, nass von Putz- und Seifenbrühe, nass von
Leinöl, Gasöl, Terpentin und Petroleum.
Hände, die zur Verrichtung auch feinfühliger Arbeiten in der
Lage waren, etwa am Haspel genau die Bewegung des
Schiffes voraus-zuspüren, den Strom, die Wasser-tiefe, oder
dem kippeligen Nachen wenn gar ein Leben zu retten war.
Mein Leben hat zweimal an einer solchen Hand - an der
Hand meines Vaters - gehangen.
Jetzt sind diese Hände alt, knochig und krumm. Fast
scheint es, dass sie noch schwerer als früher geworden sind,
müde liegen sie auf dem Tisch und halten sorgend den
Weinglas-boden fest, bedächtig, wenn sie einen Tropfen von
der Nase wischen, andächtig, wenn sie die Vesperwurst
schneiden. Für Schifferklavier nicht mehr, für Geige noch
nie geeignet, und doch noch fühlsam und fest, wenn sie ein
Enkel-Patschhändchen führen oder scherzend in die Nase
zwicken. Noch helfen diese Hände gerne, wenn die Schiffe
der jungen Leute am Ufer festgemacht werden müssen, wenn
der Garten zu bearbeiten ist, damit die jungen Schiffsleute
gesundes Gemüse mit an Bord nehmen können. Und
Apfelwein müssen sie keltern und Fliegerhakenstangen
schnitzen. Ach, sie haben noch so viel zu tun. Aber alles
wird nun sehr bedächtig gemacht, gut gelernt, sorgfältig
aus-