© Fischer- und Schifferverein Klingenberg e.V.
Schiffsgeflüster
Ein jedes Schiff, das dampft und segelt hat eine Seele, und
die regelt die innere Zufriedenheit.
Grad wie beim Mensch' die Traumarbeit.
Im Oktober 2011 Klaus Schmitt
Nächtens kann man es vernehmen wo es fährt, auf Strom
und See, erzählen Planken, Spanten, Wanten von des
Schiffes Leid und Weh.
Ach, vernehmt nur seine Klagen, die Verbände hört man
gerzen, ganz eindringlich will es sagen:
Auch ein Schiff erleidet Schmerzen.
Was da auf das Schiff eintrommelt böser Wind und harte
Wellen, und von innerem Gerumpel in dem Rumpf, will es
erzählen.
Das Vibrieren der Motoren
Schwingungen und deren Schwebung.
der Propeller Rumrumoren
spürt das Schiff - und zittert drum.
Resonanz der Wassertiefen und der Ruderlage Druck,
Wellen auch von andern Schiffen und der Schleusenmauer
Ruck.
Leere Bunker, Regenklatschen
Eis, das an der Bordwand drängelt.
Und besonders kritisch wird es, wenn da Kies vom
Flussgrund dengelt.
Eine Oper kann man hören
Stöhnen, Ächzen, Jammern, Knurren will da unsere Ruhe
stören mit Schaben, Kratzen, Wimmern, Gurren.
Alles tönt in dem Konzert, Spielt nach seiner Partitur.
Wie das Fenster - leicht geöffnet - klappert es bei Westwind
nur.
Kommt der Einsatz einer Schranktür zwitschernd und
impertinent, kann man das vielleicht beenden. wenn man
was dazwischen klemmt.
Klingeln Gläser, scharren Möbel, dröhnt des Ventilators
Bass, und sogar der Lattenrost der Koje ja, auch der erzählt
uns was.
Und gar manchmal möcht' man glauben, dass das Schiff
auf Antwort wartet.
Doch für solche Tonfrequenzen ist der Mensch nicht recht
geartet.
Will man da mit Leibeswinden zu der rechten Antwort
kommen, gar mit schiffsgerechtem Brummen;
Doch - es wird gar nicht vernommen.
Da - ein rhythmisch' Knarren, Stöhnen ein Signal von
wildem Streben aus der Nachbarkammer Koie:
Macht da einer neues Leben?
Doch das Leben lehrt dann wieder, dass nicht ist, was nicht
sein kann.
Wohnt doch in der Nachbarkammer
- ohne Weib - ein alter Mann.
Aber nun hat doch derselbe auch gehört das rhythmisch'
Knarren.
Denkt der jetzt...? Wir lassen ihn in dem Glauben mal
verharren.
Und das ganze Schiffsgeflüster hört man plötzlich gar nicht
mehr, weil das Weib dort in der Koje schnarcht gar
fürchterlich und schwer.