© Fischer- und Schifferverein Klingenberg e.V.
Klaus Schmitt, März 2009
Wir bauen einen Schelch
Als Schelch bezeichnet man einen historischen, früher speziell auf
dem Main üblichen Schiffstyp mit ungedecktem Laderaum, einer
Länge von 12 bis 20 m und einer Tragfähigkeit von 2 bis 3 Tonnen.
In Franken ist der Begriff „Scheldek" aus dem germanischen
„scaltich" überliefert, ein Flussfahrzeug, ein Kleiner Kahn •
Es gab verschiedene Untertypen: Ruderschelch, Streichschelch,
Nachtschelch, Waldschelch...
am bekanntesten ist der Hümpelschelch. Hümpel meint Buckel,
Haufen, Erhöhung, im Bayrischen eine Last, eine Ladung. In alten
Wörterbüchern wird Hümpelschelch als schwerfälliger Kahn
erklärt. Hümpel hat auch etwas zu tun mit humpeln, mit schief
mit krumm, auch mit stumpf. Das lässt sich an der überlieferten
Schiffsform wieder erkennen.
¡Der Schelch wird durch ein langes Handruder gesteuert. Man
nennt dieses Ruder auch
Streiche. (Daher auch Streichschelch) Diese ist in einer Gabel am
Heck geführt.
Vorbild für den zu bauenden Schelch ist ein Kupferstich der Stadt
Klingenberg aus dem Jahre 1625.
Im Anfang ist die Mittellinie, an der sich ein Spantennetz und der
Linienriss eines Schiffes aufbaut.
Bei den Alten gab es das nur im Kopf und das nach vielen
Bauerfahrungen.
Ein erster Vorentwurf für den Längsschnitt und die Bauteile wird
angelegt.
Dann wird der Boden ausgelegt.
Das Spantennetz wird auf den Boden aufgerissen und die
Wasserlinie für die Basis aufgemessen und mit einer
Latte ausgestrakt.
Die Aufmaße sind an den Spantschablonen zu finden.
Die Bodenkontur wird ausgeschnitten, mit etwas Überstand, damit
die Kontur nachgeschliffen werden kann.
Die Bodenspanten werden gesetzt.
Achtung:
Die Linien aus dem Linienriss heißen Mallkanten. Die realen
Boden-Spanten werden im Vorschiff hinter der Mallkante, im
Hinterschiff vor der Mallkante gesetzt. Dadurch kann man die
Spanten später auf Schmiege schleifen.
Die Steven werden gesetzt.
Die Seitenspanten werden gesetzt.
Sie sind oben noch mit einer Querstrebe verbunden, damit der
Seitenabstand zur Mitte eingehalten werden kann.
Die Spanten werden vertikal ausgerichtet und an den Füßen mit
den Bodenspanten verbunden.
Die Gebinde, auf denen später die Fässer gelagert werden, und die
Ducht werden eingebaut, damit die mittleren Spanten eine gute
Quersteifigkeit während des Baues erhalten.
Die Oberkante der Spanten wird ausgestrakt und dann die
Spantköpfe gekappt.
Die Spanten werden beigeschliffen, so dass eine Schmiege zu den
Wasserlinien entseht.
Hier sieht man noch mal, dass die Spanten im Hinterschiff hinter
der Mallkante sitzen, die vorderen Spanten davor. Dadurch kann
man die Schmiege anschleifen.
Dann kommt das Gebörd. Die erste Planke wird geheftet.
Planke für Planke wird gesetzt.
Und immer eine neue Planke einmal Backbord, einmal Steuerbord,
eine über der anderen.
Die Planken werden am Vorsteven angesetzt und am Heck
überstehen lassen.
Das wird später mit der Heckspiegel-Verplankung auf Kante
gebracht.
Nach den Planken wird das Dollbord aufgesetzt.
Die Borde im Heckspiegel werden eingesetzt.
Der Mastfuß wird eingesetzt und dazu der Mast ausgerichtet.
Und dann zum Schluss kommt die Ausrüstung, der Treidelmast,
das Ruder die Poller.
Und schon wird für die Großausführung der Linienriss auf 1:1
gebracht und auf MDF-Platten übertragen. Daraus werden die
Spantschablonen ausgeschnitten.