© Fischer- und Schifferverein Klingenberg e.V.
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Wriggeln
wriggeln [zu engl. to wriggle = zappeln, sich hin- und herbewegen].
Wie ein Fisch aussieht weiß man. Den nachzubilden ist in Holz eigentlich leicht und schnell erledigt. Wenn er auch schön sein soll, braucht man verschiedene Hölzer. Auch das ist einfach, wenn man weiß, wie ein Fisch filetiert wird.
Wriggeln ist eine Art des Ruderns mit einem kleinen Handkahn. Dazu wird ein Ruderriemen nahezu in der Mitte des Hecks des Bootes in einer Dolle oder Wriggelloch ausgebracht und durch seitliches Hin- und Herbewegen mit abwechselnd schräg gestelltem Riemenblatt der nötige Vortrieb erzeugt. Beim Wriggeln wird der Riemen wie eine liegende Acht durch das Wasser bewegt, der Ruderer selbst steht.
Claude Monet hat einem wriggelnden Bootsfahrer in der Morgenstunde ein wunderschönes Denkmal gesetzt.
Wenn man es einmal gelernt hat, ist Wriggeln im Ein- Mann-Bootsbetrieb sehr hilfreich. So konnte ich einmal einem türkischen Gulet-Kapitän richtige Kulleraugen hervorlocken, als ich der Mannschaft beim Ausbringen von Festmachern mit dem Boot geholfen habe. So was hatte er noch nicht gesehen. In anderen Gegenden der Welt ist das Wriggeln aber wohl bekannt. Wo es ursprünglich herkommt weiß man nicht. Vielleicht aus Holland oder Bremen. Nein, nicht schon wieder Leonardo da Vinci hat es erfunden (denke ich mal...?!) Diesmal sind es wohl eher wieder die Chinesen. Jedenfalls ist es dort bekannt und zu eoner hohen Kulturstufe entwickelt worden.
In China waren wir mal zu einem „besondelen Velgnügen" auf einem schönen See in einem Park eingeladen zu einer Fahrt „mit einem Ludelboot mit Augenweide". Die Augenweide war ein hübsches chinesisches Mädchen, das das Boot wriggelnd durch den See manövrierte. Man hat dort eine ganz besondere Art zu wriggeln kultiviert. Der Riemen war im Topp mit einer Leine zum Boot hin gezurrt, so dass man den Schub gar nicht mit den Armen aufgefangen musste. Die Leine wurde im Takt der Riemenbewegung zusätzlich durchgeholt. Es wirkte alles sehr spielerisch, leicht auch für Mädchen, ging im Sitzen, sah ganz anmutig aus, eine wirkliche Augenweide.
Den Chinesen ist diese Antriebsart wohl lange bekannt und sehr weit entwickelt worden, so dass sie auch für größere Schiffe genutzt werden konnte.
Dazu wurden alleine am Heck vier Wriggelriemen und an der Seite auch noch jeweils etwa fünf Stück angeordnet. Diese Riemen waren schon mächtig und aus zwei Holzstücken zusammengekoppelt. Die Aufhängung erfolgte über eine Kuhle im Riemen, die auf einen senkrechten Pinn gehängt wurde. Diese Kenntnis kann man im Museo Storico Navale in Venedig erwerben. Vielleicht hat diese Weisheiten Marco Polo mitgebracht, aber die Gondolieri haben es so nicht angenommen.
Die Riementechnik der Gondolieri ist sicher nicht etwa durch die Eroberer Norditaliens eingeführt worden, vor denen die Veneter in die Sümpfe der Lagune geflüchtet sind. Das waren Hunnen und Langobarden, also Reitervölker, keine Wikinger. Die Inselbewohner haben es sich wohl autodidaktisch beigebracht. Aus Not. Sobald Venedig gegründet war, musste man alles mit Booten abwickeln. Neben dem Personentransport musste alles, wirklich alles mit Booten transportiert werden. Und das ist auch heute noch so. Jedes Päckchen, jeder Sack Zement, jede Palette Klopapier wird mit dem Schiff transportiert. Ja, es gibt auch Müllschiffe, Tanker für Heizöl und der Bofrostmann kommt mit dem Kühlschiff. Die Antriebstechnik der Frachtschiffe ist die gleiche wie in aller Welt, mit dem Propeller, den mein Freund Robert Fulton (nicht der österreichische Forstrat Ressel!) erfunden hat, ohne dass er es bemerkte. Die Gondeln werden aber nach wie vor durch diese besondere Art des Wriggelns angetrieben. Diese wirkt in einem komplizierten Zusammenhang, in dem das Gewicht des Gondolieri, die auf seine Körpermaße hergestellte Forcola, die Riemenstellung und, und, und.. (siehe meinen Bericht „Die Gondel") Ich würde mir ja diese Forcola im Hinterschiff ändern lassen und zusätzlich ein Wriggloch einbauen lassen.
Ach, dieser Gondelantrieb ist ja so schrecklich, wie wenn man einen Einschrauber baut, dessen Propellerwelle auf einer Position noch außerhalb der Steuerbordmaschine | Abstrus! Die Gondel bedarf dringend der Revolution. FREIHEIT DEN GONDELN !!! Und was ich unseren Schiffsjungen immer wieder predigen muss, lernt ordentlich Nachenfahren, Übt Wriggeln !!