© Fischer- und Schifferverein Klingenberg e.V.
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Fast still in Ehrfurcht lauscht man den Schilderungen, die die damalige Treidelei beschreiben, - wie man als Schiff- reiter die Nacht nicht mit den lauten Schiffern, sondern im Stall bei seinem Pferd verbringt, - wie man des morgens um 5 Uhr, während die Schiffer noch schnarchen, sein Pferd langsam füttert und tränkt, - wie man ein Pferd überhaupt abrichtet, sich ganz, ganz langsam ins Geschirr zu legen, um die schwere Last des beladenen Schiffes anzuschleppen, ohne sich Zerrungen zuzuzie-hen. Bis zu 50 km konnte mancher Tagesmarsch lang sein. Der letzte Schiffer, der dort mit Schiff und Pferd Langholz transportiert hatte, war Franz Barth aus Ihrlerstein. Schon über 20 Jahre war er im Ruhestand, als wir ihn auf seinem Hof besuchten. Stolz mit der Schiffermütze saß er auf einer Holzbank am Hühnerstall. Bei Bier und Ribbel-kuchen erzählte er von seinen vielfältigen Erlebnissen auf dem Kanal. Einmal, sein Schiff wurde gerade in eine Schleuse gezogen - und das war immer mit viel Aufmerksamkeit verbunden, weil ja die Schiffe nur wenige Zentimeter kürzer und schmaler waren, als die Schleusenkammer - da gab es eine interessante Abwechs-lung. Auf der Schleusenplattform war ein Automobil vorgefahren. Eine vergnügt schnatternde Gesellschaft war ausgestiegen und beobachtete mit lebhafter Interessiertheit den Schleusenvorgang, gönnte sich einen erheiternden Blick in die gewöhnliche Welt der biederen Schifferarbeit. Eine der feinen Damen mit einem modernen riesengroßen Hut flötete ganz blasiert: „Waaas, sooo langsam geht das? Ja, da würde ich ja glatt verrückt dabei!!" Franz Barth, besonnen am Ruder zu seinem Schiff- reiter: „Ah - die ist ja schon verrückt!" Auf dem Holz einer Wirtshauswand zwischen Erlangen und Fürth stand noch vor Jahren, mit Bleistift von ungelenker Hand notiert, der Vers: „Schöner, alter, stiller Kanal, fließt immer nur eben. Was scheren dich Berge, was schert dich das Tal; gleichst im Gleichmut dem Leben."