© Fischer- und Schifferverein Klingenberg e.V.
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Festmachen
Wenn man heutzutage mit dem Schiff beifährt um fest zu machen, dann kann man das mit Bugstrahlruder bei jedem Wind, bei jeder Strömung bei allen Unartigkeiten einer Schiffsbewegung machen, auch wenn vorne an Deck eine Oma steht. Hingegen war jedenfalls früher die Meinung klar, dass man vorne um keinen Preis eine Oma gebrauchen konnte. Was man früher brauchte, waren Matrosen, die wie Zirkusakrobaten herumturnten, auf Scheerstöcken balancierten, auch mal alleine ein ganzes Lukendach aufdecken konnten, mit Holzklompen über Mittelpoller springen konnten, die Wurfleinen auf Schleppboote werfen konnten (ohne sich zu blamieren), die noch ein Schleppschiff nur mit dem Draht abstoppen konnten, die mit dem Nachen auch noch Lierdrähte ausbringen konnten, die Steuerleute mit dem Nachen annehmen konnten, die noch auf einen Kranbalken klettern konnten um eine Öhringskette am Stockankerschaft einzuschäkeln, die noch ganz flink einen Schorbaumknebel benutzen konnten also jedenfalls durfte ein Matrose keine Oma sein. Ich kann mich auch noch an eine Szene erinnern, als ich mal mit dem „St. JOSEF" aushilfsweise mitgefahren bin. In der Schleuse war ich alleine an Bord, der Schiffer Stapf aus Faulbach - „Der wilde Mann" wurde er genannt - war mit den Papieren im Schleusenhaus, wir waren abgeschleust, das Tor ging schon auf, ich machte vorne los, rannte nach hinten um beizufahren, weil wir weit von der Treppe weggetrieben waren, da turnte er schon die Schleusenleiter herunter und sich über den Draht hangelnd an Bord. Ich habe ihn auch erlebt, wie er von hinten zur Einfahrt in die Schleuse angefahren ist, Maschine und Ruder sich selbst überließ, nach vorne rannte um das Schiff mit dem Schorbaum abzudrücken, dann wieder nach hinten rannte um normal weiterzufahren. Das waren Vorbilder, die es heute nicht mehr gibt. (Der Schiffer Stapf ist später vom Baum gefallen und war für Ce BSBG ein Pflegefall) Anderes Beispiel: Die „MAINPERLE", geladen im Unterwasser vor der Schleuse | (heute Meiderich) in der Anfahrt an die Dalben. Da, den letzten Dalben vor dem dort liegenden Schleppschiff, den müssen wir haben. Das Schiff treibt auf gutem Kurs in die Position, Maschine zurück, und... Scheiße, das Vorschiff geht ab. Draht mit dem Auge in den kleinen Poller zwischen den Dalben werfen, klappt nicht, noch mal bei schon größeren Abstand: klappt wieder nicht, das Schiff geht weiter ab, kommt verdammt nah an das Hinterschiff (jes festgemachten Schleppschiffes heran.. noch ein Versuch.. ist zu weit weg. Aber wir müssen da unbedingt festmachen. Unbedingt! Da kann man jetzt keine Oma brauchen. Also, kurz entschlossen, den Draht über die Schulter gehängt, ins Wasser gesprungen, zum Dalben geschwommen, eingehängt, zurückgeschwommen, an Bord gekrabbelt, nach vorne geflitzt, die Poller belegt, festgehalten, das Vorschiff geht bei, Reibholz, und liegt fest. Na also, geht doch!