© Fischer- und Schifferverein Klingenberg e.V.
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Schusse gellen uber die leichten Krauselwellen der sonst ruhigen See. Helle, echolose Schusse. Gewehrschusse. Oder gar MP-Schusse? 40 Schusse. In der 12-Meilen-Zone vor Amrum zwingen Aufsichtsboote des Zolls und der WSP durch Schüsse vor den Bug den niederlandischen Fischkutter Marie Jacob" zum Stobben. Der war be Gewässern und mit zu engmaschigen Netzen angetroffen worden. Er wollte die Flucht ergreifen und hatte noch zwei Fischereiaufsichtsbeamte an Bord festgehalten. Kidnapping auf See. Kapitän Hans Stührk lacht trocken und schenkt einen Geele Köm ein. „Das war auf der Eider" unser Alltag". Eine ganze Sammlung von Zeitungsmeldungen packte er aus: „Wildwest auf der Nordsee" - „Holländische Kutter beim Fischen in der Sperrzone gestellt® - „Fischereizone wurde einfach missachtet" - „Piraterie vor der Küste". „Die Maschen waren zu klein" - „Entführung auf See". „Seezungenkrieg" - „Tricks der Raubfischer werden immer raffinierter" Kapitän Stührk: „Nehmen wir noch Einen?" „Klar, aber nicht einen für jeden Zeitungsausschnitt.. Er selbst sei auch mal bei einer Kontrolle im Fischraum eines holländischen Kutters eingeschlossen worden - wie aus Versehen sozusagen die Lukendeckel zugelegt - und dann volle Kraft voraus in Richtung niederländische Grenze. Erst Pistolenschüsse von unten gegen den Lukendeckel führten zur Einsicht und zur Befreiung. Kaum war Hans Stührk zurück auf seiner „Eider", ergreift der Holländer wieder die Flucht, die „Eider" hinterher... Der Kutter wirft alte oder falsche Netze achteraus, damit diese der „Eider" in die Propeller treiben. Aber es ging gut aus, der Holländer wurde gestellt. Klar, wir nehmen noch einen Geele Kom. Da war auch mal die Sache bei Helaoland. Die Eider" äuft mit drei Beamten der Fischereiaufsicht aus und sichtet ein großes Objekt östlich der Tonne „Steingrund E" in der Plattfisch-Schutzzone. Es ist das holländische Fischereifahrzeug .Twee Gebroeders." Ein sogenanntes Arbeitsschiff, bei dem mit schweren Grundrollern der Meeresgrund aufgewühlt wird, damit alle Plattfische aufgescheucht im Schleppnetz landen. Jede Stunde hievt die Mannschaft den Fang an Deck, Tag und Nacht, mehrere Wochen lang. Jetzt liegt das Schiff in der Mittagszeit gestoppt - keine Menschenseele ist an Deck zu sehen, als die „Eider" aufkommt. Ein Beamter entert an Deck. Er stellt eine zu kleine Maschenweite der Netze fest. Die „Eider" gibt Typhonsignale, da kommt Leben an Deck. Ein zweiter Aufsichtsbeamter steigt über. Kapitän J. O. Boer erhält die Order, sofort den Hafen Büsum anzulaufen und er weiß, was das bedeutet. Die Netze und der Fang werden beschlagnahmt, eine hohe Sicherunassumme für die zu erwartende Strafe ist zu hinterlegen. Er und seine Besatzung bekommen keine Grundheuer, sie werden prozentual am Fang beteiligt. Die harte Arbeit von 12 Tagen auf See war damit umsonst. J. O. Boer sieht in dieser Lage nur einen Ausweg: Er legt den Maschinentelegrafen auf „Voll voraus" und flüchtet mit den beiden deutschen Beamten an Bord. Über Seefunk teilt er der „Eider" mit, dass er sich durch nichts aufhalten lasse und alles in Grund und Boden rammen werde, was sich ihm in den Weg stellt. Den beiden Beamten gibt er zu verstehen, sie könnten ja ruhig über Bord springen, sie seien ja schließlich auch ungebeten gekommen. Der betrunkene Steuermann drohte sogar Gewalt an, die Besatzung hielt ihn aber zurück. In der Nähe patrouilliert der Bundesgrenzschutz mit dem großen Boot „Alsfeld", das über Seefunk die Schwierigkeiten der „Eider" mitbekommt. Es tahrt sofort in den Kurs der Twee Gebroeders". die mit Volldambr auf Westkurs läuft. Aber die „Alsfeld" ist stärker motorisiert, setzt sich an die Steuerbordseite des Holländers und fordert über Funk, Lautsprecher, Flaggensignal und Typhon zum Stopp auf. Es werden Zwangsmaßnahmen angedroht bei weiterem Missachten der Stoppsignale. J.O. Boer wird gefügig. Er signalisiert Verhandlungsbereitschaft. Will seine falschen Netze selhat chachneiden die Aufsichtsheamten über ein Schlauchboot mit einem Mann Besatzuna abholen assen. Aber es kommen zwei Mann mit dem Schlauchboot auf Seit. Das war nicht abaesbrochen die Lotsenleiter blieb hoch aehänat. Abgelenkt von diesem Gezänk am Hintenschiff kann das RGS_Root am Vorschiff beifahren und § Reamte entern im mutigen Soruna an dem hohen Vorschiff den Fischdampfer. Dann läuft alles lehrbuchmäßig ab Die „Twee Gebroeders" wird auf Kurs Büsum gebracht. Das Einlaufen war dann allerdings noch nicht ganz einfach, das Schiff konnte wegen seines großen Tiefgangs nur bei Flut einlaufen und sollte vor Büsum ankern. Aber das Ankeroeschirr funktionierte nicht. Noch ein listiger Versuch die Flucht zu ergreifen. Aber der Holländer wurde bewacht und dann bei Flut in den Hafen gebracht. Für den Kapitän wurden 30.000,- DM Sicherungsleistung fällig, wegen Nötigung. Widerstand gegen Vollzugsbeamte und Freiheitsberaubung. Dann noch 25.000 - DM wegen der zu kleinen Maschenweite und dazu kam der Verlust der Netze und des Fangs mit etwa 100.000.- DM Schaden. Verdammt teuere Seezunaen. „Da nehmen wir doch noch Einen!" Sein Fischerei-Aufsichtsboot Eider" wurde durch einen größeren Neubau ersetzt. Man musste ja auch künftig schneller sein als die Fischer. Wir von der STINNES REEDEREI haben das alte Schiff erworben um ein Bereisunasboot daraus zu machen. Weaen des anhaltend schlechten Wetters musste die Überführung ständig verschoben werden und so hatte ich die Zeit, mich mit Kapitän Hans Stührk ausführlich über sein Schiff und seine Erlebnisse damit zu plaudern. Nein, es war kein Seemannsgarn, es stand alles in der Zeitung. Am schlimmsten sind die Fischer von Urk. Dazu sind die auch noch fromm. Sonntags beten die gemeinsam an Deck. Aber Fischereigrenzen zur Schonung der Plattfische werden dreist und rigoros missachtet. Nach EU-Recht ist das Fischen innerhalb der 12-Meilen-Zone und mit Kuttern über 300 PS verboten. Ich kenne in Urk das Restaurant De Kaap" in der Nähe des Leuchtturms. Dort bestellt man mit Vorliebe Scholle satt. Also so viel wie man essen kann. Und es ist immer genug Fisch da. Der damals in Ijmuiden im Nebel die „Mainperle" gerammt hat, das war auch ein Urker Fischdampfer. „Noch einen von dem Geelen Köm." „Klar!" Aber es gibt auch schöne Erlebnisse in der Fischereiaufsicht. Dazu gehört ja auch die Kontrolle der Angelscheine von Sportanalern an Land. Und da aibt es auch erhebliche Probleme, wie die BILD-Zeitung einmal berichtet hat: Auf Svlt werden sogar die FKK-Strände kontrolliert. In einem Jahr waren es auf der Insel 20 Schwarzanaler die eine Strafe von 20 Mark bezahlen mussten. Mehrfachtäter müssen mit bis zu 2500 Mark Strafe rechnen. Das Problem ist dort halt, dass man keine Taschen hat, in denen ein Angelschein, ein Personalausweis oder Geld für die Strafe unterzubringen wären.
Fischerei-Aufsicht
Kapitän Hans Stübrk bei der Kontrolle der Angelkarten auf Svlt
Was macht man da wohl in unseren Gewässern - 7. B. am Main - auf den Liebesinseln von Laudenbach? Gut, einen nehmen wir noch von dem Geele Köm. Draußen regnet es und stürmt.