© Fischer- und Schifferverein Klingenberg e.V.
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Kuchenlektion
Es war in den Jahren nach 1945, als in Klingenberg die Brücke gesprengt im Main lag. Da gab es natürlich viel zu gucken und viele Buben trieben sich dort herum. Es war eine Mutprobe, auf der schräg nach unten liegenden Brücke auf dem Bürgersteig bis nach unten zu laufen bis ans Wasser. Wohl mit Festhalten am Geländer, die ganz Verwegenen natürlich ohne Festhalten. So mutig war ich nicht. Aber ich hielt mich gerne bei den „großen" Buben auf. ( Ich etwa 7, die etwa 13 bis 16.) Man konnte ja immer was dazu lernen. Zu diesen gehörte auch Heinz Ebert aus der Fröschgasse, den ich halt kannte, weil er auch was mit Schiffen zu tun hatte. Deshalb durfte ich mich auch bei den „Großen" aufhalten. Und da kam dann bei diesen Vorbildern die schöne Idee auf, Kuchen zu besorgen um damit Mädchen zu beeindrucken. Doch das war damals nicht ganz einfach. Man brauchte dazu Brotmarken. Und die waren rationiert. Auch ich wurde nach Hause geschickt um Brotmarken zu holen. Ich weiß gar nicht mehr, wie ich diesen Bedarf begründen konnte. Aber ich kriegte sie und meldete mich mit Erfolg zurück. Dann wurde Torte gekauft und Mädchen eingeladen. Ich durfte auch mit gehen, weil ich ja auch Brotmarken beigesteuert hatte. Es ging in die Schlucht, wo nicht so viele Leute herumliefen. Wer hatte schon Zeit, einfach so herumzulaufen, dort, wo es ja eigentlich nichts zu schaffen gab! Links vor der großen Brücke unterhalb der Nickleshäuser gab es damals noch ein Pumpenhäuschen. Da konnte man leicht drauf steigen auf das flache Dach, das rundum mit einem Brüstungsmäuerchen eigefasst war. Darauf konnte man in schöner Runde fröhlich sitzen. Alles war lustig und heiter. Die Mädchen kicherten, Torte gab es ja nicht jeden Tag, eigentlich nur am Weißen Sonntag. Die Veranstaltung schien ein voller Erfolg zu sein - oder noch zu werden. Dann wurde ich nach Hause geschickt, denn wo man jetzt hin wolle, da könnte ich nicht mit, das würde doch zu spät für mich. Kuchen habe ich keinen gekriegt. Ob ich von den „Großen" was gelernt habe? Ja, mehreres!