© Fischer- und Schifferverein Klingenberg e.V.
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Ein Kochbuch wie für die Sendung mit der Maus: Wie baut man ein Schiff Vorgestellt von Klaus Schmitt zur Indienststellung von TMS JOSEF JAEGERS am 24. 4. 2001
Man nehme: für diesen Umbau eines 3000 t großen Doppelhüllentankschiffes: 130 Schubkarren voll 5,- DM-Stücke, die man einer Werft zunächst einmal vorzeigen muß, damit deren Herd alsbald auf Stufe 3 aufgeheizt wird. 1 ½ Fußballfelder (für Länderspiele zugelassene) ausgelegt mit Blech (in Pizza-Knet-und-Rotations-Schleuder-Stärke) 8 km Profilstähle (verschiedener Querschnitte) Auf den Einheitsquerschnitt Spaghetti umgerechnet, sind das bei "La Mamma" Hartweizengries, Durchmesser 1,5 mm, aneinander gereiht, eine Länge von 162 500 mm pro 250 g, somit hier: ca. 12 Millionen m. (Meßmethode: Packung Spaghetti nach dem Zufallsprinzip auf den Tisch rutschen lassen und dann nach der Methode Mikado einzeln aufnehmen.) 84 km Schweißdraht Diese Stahlmenge entspricht einem Würfel von 5 m Kantenlänge (ca. 4 Stück 20-Fuß-Container voll Stahl) Dieser Würfel ist natürlich nicht schwimmfähig. Dazu muß man den Stahl mit Luft mischen. Wenn ein Koch aus Eiweiß durch Lufteinschlagen Eischnee macht, wird das Volumen mit dem Faktor 2,91 vergrößert (Der genaue Faktor ist in zahlreichen Versuchen empirisch ermittelt. Maximalwert: Ein Ei Größe XL, Bergisches Mittelgebirgslegehuhn, Bodenhaltung, ergibt kalt mit der Hand geschlagen, genau 204 cm Eischnee.) In diesem Schiff ist dieser Material/Luft-Faktor = 50. - So zart also ist ein Schiff! Ist das Material bei guter Hitze so weit aufgegangen, daß Konturen zu erkennen sind, beginnen wir mit den Einlagen und den Beilagen: 76 Luken 3600 m Caneloni (Rohre aller Art) 172 Klappen und Ventile Nun wird eine innere Reinigungsprozedur eingeleitet, die gleichzeitig (wie bei einem Gärungsprozess) das größtmögliche Chaos hervorruft: Das Coating. Hierzu benötigt man ca. 250 Tonnen Strahlgut, in Schubkarren ausgedrückt ist das 20 mal mehr als das, was das ganze Schiff kostet. Anschließend wird auf die Fläche von 2 ½ Fußballfeldern Farbe aufgebracht, wozu man mit 4 bis 5.000 Liter Farbe rechnen muß. Letztlich muß man das Ganze noch mit feinen Verzierungen aus Kupferdraht ausstatten. Dazu braucht man ca. 9 km Draht. Zu Schluß garniert man das Ganze mit einigen Dutzend Schildern und Lampen Grün, Gelb, Rot... Das Auge will auch etwas haben. Zum Servieren benötigt man ein paar Papierunterlagen, (genau genommen sind es 132 verschiedene Dokumente) mit Spitzen, Haken und Osen.... teilweise sehr schwer erhältlich. Und fertig ist das Schiff. Wenn man dann die 130 Schubkarren mit den 5,- Mark-Stücken an die Werft gerollt hat, kann man mit dem Schiff die Werft verlassen, um bei der nächstgelegenen Werft die Kinderkrankheiten beseitigen zu lassen. Dieses Rezept ist so alt wie die Arche Noah und seit man die Schiffe nicht selbst baut, sondern bauen läßt, ist der Vorgang im Laufe der Jahrtausende nur um eine materialistische Komponente erweitert worden: Im Anfang hat der Reeder das Geld und die Werft die Erfahrung. Jetzt hat die Werft das Geld und der Reeder die Erfahrung.